Bericht vom Aufenthalt im Kinderprojekt Awassa im November/Dezember 2015

Maria Vogelsang

Ich habe 4 Wochen mitgeholfen und das getan, was 5 Hausmütter/Mothers in den 2 Wohnhäusern in unserem Waisenhaus täglich an Arbeit verrichten. Sie sorgen für 54 Kinder im Alter von 2 bis 13 Jahren (insgesamt sind wir für 100 Kinder und Jugendliche verant-wortlich; 46 leben bei Verwandten, in Wohngemeinschaften oder in Zimmern in Hawassa).



Während meiner Alltagsarbeit konnte ich sehen, dass die Hausmütter ausgesprochen verantwortungsvolle, liebevolle Betreuer-innen und auch Autoritäten für die Kinder sind, sie arbeiten sehr hart. Sie kochen, waschen, pflegen kranke Kinder, gehen wenn notwendig, mit ihnen ins Hospital, sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Tages.

Alle Kinder, die älteren im Besonderen, verrichten häusliche Arbeiten. Das geschieht selbstverständlich und unaufgeregt, jeder hat seine Aufgabe. Ebenso selbstverständlich haben die älteren die 8 neuen Kinder, die im November zu uns kamen, aufgenommen, sorgen für sie und erziehen sie auch. Sehr beeindruckt war ich von der hohen Sensibilität der Kinder für einander, sie helfen sich gegenseitig, haben ein gutes Gespür für einander und ein ausgeprägtes Gefühl der Zusammengehörigkeit, was sich u.a. auch in Kindergarten und Schule äußert.

Die Mothers (so werden sie im Center genannt) bereiten das Essen zu, das sind 3 Hauptmahlzeiten sowie eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag, wenn die Kinder aus Kindergarten und Schule heimkommen. Derzeit kommen 3 gesonderte Mahlzeiten für die Kleinsten hinzu. Alle Speisen werden frisch zubereitet, sie bestehen aus Gemüse und Getreide, Reis und Teigwaren. Aus Teff, das nur in Äthiopien gedeiht, werden Fladen gebacken, die die Kinder besonders gern mögen.
Das Mittagessen nehmen die Kinder in einer Box in Schule und Kindergarten mit. Die vorwiegend vegetarische Ernährung ist vielseitig, ausgeglichen hinsichtlich Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen, Ballaststoffen etc. Ich halte sie für eine hervorragende Grundlage für eine gesunde Entwicklung der Kinder.

Schwieriger ist es, die Kleidung der Kinder und Schulranzen instand zu halten. Alles wird per Hand gewaschen. Die Schulranzen sind im Lande gekauft, von schlechtem Material und schnell kaputt.
Die älteren Mädchen und Jungen waschen ihre Kleidung selber, es bleiben aber Schuluniformen, Freizeitkleidung für die Mehrzahl der Kinder und für die Wäsche insgesamt. Jedes Kind hat nur eine Uniform, sie wird jeden Nachmittag gewaschen. Es ist die Zeit, in der die Mothers eigentlich Zeit zum reden haben sollten, um sich für das interessieren zu können, was am Tag für die Kinder wichtig war.

Ein gepflegtes Äußere in öffentlichen Einrichtungen ist grade für Waisenkinder wichtig, und so werden die Uniformen täglich gewaschen.
Ich möchte mich dafür einsetzen, dass eine Waschmaschine angeschafft wird (mich hat manchmal Mutlosigkeit erfasst, wenn der Berg Wäsche nicht enden wollte). Ebenso sollte jedes Kind eine 2. Uniform haben. Zwar muss dann trotzdem täglich gewaschen werden, aber der Druck ist geringer und was z.B. kaputt ist, könnte rasch ausgewechselt werden.
Der Leiter der Kinderabteilung, die Sozialarbeiterin und die leitende Mother werden nach dem Abendessen für eine Weile mit den Hausmüttern und Kindern zusammenzusitzen, um über das zu reden, was sich am Tag zugetragen hat und was aufgrund der anfallenden Arbeiten am Nachmittag nicht möglich war.

Mich hat selbstverständlich die Motivation unserer Hausmütter interessiert, und ich habe sie gefragt, was sie bewogen hat, in einer Einrichtung zu arbeiten, die Waisenkinder betreut. Sie sagten, sie würden die Kinder mögen und es sei schön, für sie zu sorgen.
Der geregelte Tagesablauf, der festgelegte Essensplan, der sich innerhalb von 3 Wochen wiederholt und die Mithilfe der älteren Kinder würden ihnen helfen, ihre Arbeit gern tun zu können. Ganz wichtig sei, dass sie sich untereinander gut verstehen würden, sie schätzen sehr den Kontakt zur Sozialarbeiterin, mit ihr würden sie Fragen, Schwierigkeiten und Probleme jederzeit besprechen können.

Für mich ist eine wichtige und schöne Zeit zu Ende gegangen.

Ich anerkenne und schätze sehr, was die Hausmütter täglich leisten. Ich sehe darin einen wichtigen Beitrag, den diese Frauen auch gesellschaftspolitisch leisten. Die Kinder fühlen sich sicher und geborgen und entwickeln somit ein Zutrauen in ihre äthiopische Heimat.

Und dazu helfen auch Sie, liebe Paten und Förderer, denn das ist mir und auch uns im Förderverein bewusst, würden Sie unser Projekt nicht mittragen durch Ihr Interesse und Ihre finanzielle Unterstützung, könnten wir diese wichtige und wundervolle Arbeit nicht tun.
Ich danke Ihnen im Namen meiner Freiburger KollegInnen sowie den Mitarbeitern des Waisenhauses ganz herzlich und wünsche Ihnen ein gesundes, erfülltes und wohltuendes Jahr 2016.

Ich grüsse Sie herzlich,
Freiburg, 01. Januar 2016

Maria Vogelsang