Kinderprojekt Awassa



275 km südlich von Addis Abeba liegt Awassa, die Hauptstadt der südwestlichen Region Äthiopiens. Das Kinder- und Jugendprojekt in Awassa besteht seit 1999.

Es wurde von Senait Bekele, einer Mitarbeiterin des dortigen Krankenhauses und ihrer Schwester Aster Bekele-Dabels, die bis vor wenigen Jahren in Freiburg lebte, gegründet.

Das Projekt hat drei Fördergruppen: den Freiburger Förderverein Kinderprojekt Awassa e.V., den Verein „Dritte Welt und Umwelt e.V.“ in Beverungen/Kassel und das Awassa Children Project Chicago/USA.

Räumlich besteht das Projekt aus einem inzwischen mehrfach erweitertem Gelände (Center), das die Stadt Awassa zur Verfügung gestellt hat. Mit Hilfe der deutschen und amerikanischen Projektträger wurde das Gelände bebaut. Im Laufe der letzten Jahre wurden mehrere Tukuls (Rundhäuser), Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude errichtet. Mit Unterstützung des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Werkstätten wurden unsere Werkstätten für die Ausbildung von Jugendlichen errichtet.

Derzeit werden 97 Kinder und Jugendliche im Center betreut. Sie sind alle Waisen, sowohl Kriegs- wie auch AIDS-Waisen. Zahlreiche Eltern sterben auch an Mangelernährung und aufgrund unzureichender medizinischer Versorgung.


Center

Das Center in Awassa wird seit Beginn von Ato Melesse Girma, einem äthiopischem Agraringenieur, geleitet.

Die sozialpädagogische Betreuung liegt bei äthiopischen sozialpädagogischen Fachkräften, die handwerkliche Ausbildung wird durch einen äthiopischen Werkstattleiter und entsprechend ausgebildete Fachkräfte verantwortet. Je 20 Kindern werden in den Wohnhäusern von Hausmüttern betreut.

Darüber hinaus gibt es weitere MitarbeiterInnen für die Wohngruppen, die Freizeitgestaltung, die Hausaufgabenbetreuung, die Werkstätten und für die Bewirtschaftung des Centers.

Unsere Projektziele- und Pläne werden in Übereinstimung mit den von der äthiopischen Regierung vorgegebenen Leitlinien für Nichtregierungsorganisationen (NRO) festgelegt. Die Ziele werden zusammen mit dem „national board“ entwickelt, in dem VertreterInnen der Stadtverwaltung und der Region Awassa mitarbeiten.


Kinder und Jugendliche

Die im Center betreuten Kinder und Jugendlichen sind Waisen, überwiegend AIDS- und Kriegswaisen. Sie werden durch die Stadt Awassa vermittelt.

Das Center ermöglicht den Kindern den Schulbesuch und sorgt für ihre Unterkunft, Ernährung, Kleidung und Ausbildung. Inzwischen besuchen mehrere Kinder eine Hochschule. Bei Kindern bzw. Jugendlichen ab dem 14. Lebensjahr wird eine reintegration in die Restfamilie (z.B. Großeltern, ältere Geschwister, Onkel und Tante) versucht. Für Kinder bzw. Jugendliche, die nicht eine Restfamilie zurückkehren können, werden Wohngemeinschaften gebildet und durch die SozialpädagogInnen des Centers betreut. Alle Kinder kommen regelmäßig mindestens einmal pro Woche zusammen. Der Leiter des Centers behält bis zur Volljährigkeit die "elterliche Sorge" für alle Kinder - auch für die, die in den Restfamilien leben oder in den Wohngemeinschaften.

Da viele Kinder traumatisiert sind, ist es uns wichtig, dass sie sozialpädagogisch betreut werden. Zu den Aufgaben der SozialpädagoInnen gehört u.a. das soziale Leben im Center zu organisieren.

Alle Kinder und Jugendlichen besuchen entweder öffentliche oder private Schulen in Awassa. Da die Schulen über große Klassen und teilweise unzureichend ausgebildete Lehrer verfügen, erhalten sie im Center ergänzenden Unterricht. Die Schüler werden in den Schulen sehr früh in Englisch und nicht in ihrer Landessprache unterrichtet, häufig ohne zuvor ausreichend Englisch gelernt zu haben.


Berufsausbildungsprojekt

Wer im Land unterwegs ist, sieht allerorts Entwicklungsbedarf, unter anderem im Bereich der handwerklichen Berufsausbildung.

Bei der Entwicklung des Centers wurde deutlich, dass die Kinder nicht nur eine Schulausbildung benötigen, sondern die Heranwachsenden auch eine berufliche Ausbildung brauchen, um sich später eine Existenzgrundlage zu sichern.

Das äthiopische Ausbildungssystem ist im entstehen und ermöglicht erst wenigen Jugendlichen einen Einstieg ins Berufsleben. Hier setzen unsere Ausbildungsmaßnahmen an.

Wir haben 2006 fünf Werkstätten errichtet und entsprechendes Fachpersonal angestellt.
Derzeit gibt es eine Metall-, Elektro- und eine Holzwerkstatt sowie die Möglichkeit, grundlegende Computerkenntnisse zu erwerben. Die Jugendlichen haben außerdem die Möglichkeit eine Ausbildung in Solartechnik sowie für Sanitär- und Installationstechnik zu erhalten.

Die Werkstätten sollen in den kommenden Jahren konsequent ausgebaut werden. Dafür benötigen wir Mittel aus Spenden und Sponsoring.

Wir stehen im Rahmen der beruflichen Ausbildung im Kontakte mit Betrieben vor Ort.

Die Qualifizierung in den genannten Ausbildungsbereichen verläuft erfolgreich. Der Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann nach den Ausbildungen selbstständig oder angestellt beruflich Fuß fassen und so für sich selbst sorgen.