Es war ein erfreulicher und schöner Beginn unseres
Aufenthalts - 131 Absolventen unseres
Vocational Trainings Collegs hatten ihr Examen als HolzfacharbeiterIn,
MetallarbeiterIn und ElektrikerIn bestanden. Nun wurden ihnen in festlichem
Rahmen von Vertretern der Stadt sowie staatlicher Behörde ihre Certifikate
überreicht; TV und Presse waren zugegen. Mein Kollege Hendrijk Guzzoni
gratulierte im Namen unseres Freiburger Fördervereins und wünschte Glück bei
der Arbeitssuche. Das Center, die Mitarbeiter, Kinder klein und groß feierten
mit, begleitet von professionellen Musik- und Tanzgruppen.
Es war ein erfreulicher und schöner Beginn unseres
Aufenthalts - 131 Absolventen unseres
Vocational Trainings Collegs hatten ihr Examen als HolzfacharbeiterIn,
MetallarbeiterIn und ElektrikerIn bestanden. Nun wurden ihnen in festlichem
Rahmen von Vertretern der Stadt sowie staatlicher Behörde ihre Certifikate
überreicht; TV und Presse waren zugegen. Mein Kollege Hendrijk Guzzoni
gratulierte im Namen unseres Freiburger Fördervereins und wünschte Glück bei
der Arbeitssuche. Das Center, die Mitarbeiter, Kinder klein und groß feierten
mit, begleitet von professionellen Musik- und Tanzgruppen.
Sodann begann unsere Arbeit … mein Kollege Hendrijk
Guzzoni war vor allem als Gesprächspartner und Berater des Leitungsteams
gefragt. Im Fokus standen das Bewerberverfahren für einen Leiter des College
sowie die Weiterentwicklung des Solarprojekts. Ein Fachmann vom Freiburger
Fraunhoferinstitut ISE hatte in den letzten 3 Monaten die Grundlagen dafür
geschaffen. Die vorbereitete und im Wesentlichen
fertiggestellte Solaranlage musste noch montiert werden. Desweiteren nahm er am
Bewerbergespräch für eine Sozialarbeiterin teil.
Ich hatte meinen Arbeitsschwerpunkt auf den Kontakt mit
Kindern und Jugendlichen gelegt, die außerhalb des Compounds bei Verwandten
(Großeltern, Onkel, Tante, ältere Geschwister), in Wohngemeinschaften oder auch
allein leben. Verteilt über das ganze Stadtgebiet konnte ich 51
Kinder/Jugendliche besuchen. Mit 2 weiteren Fördervereinen sind wir für ihren
Lebensunterhalt, für Schulgeld, Schulkleidung verantwortlich und begleiten den
Integrationsprozess in die äthiopische Gesellschaft. Die Erziehungsberechtigung
hat unser Geschäftsführer Ato Girma.
Mit den Angehörigen gab es ein vertrautes Wiedersehen,
unsere Kinder leben z.T. schon 4/5 Jahre in ihren Gemeinschaften. Der mich
begleitende Sozialarbeiter übersetzte ins Amharische und so erfahre ich von
Sorgen – nicht selten chronischen Krankheiten und auch von Konflikten, die es
vor allem mit Jugendlichen gibt. Die meist konservativen Familienstrukturen und
der von Jugendlichen erkämpfte Wunsch nach größeren Freiheitsräumen drängten
auf Gespräche und Kompromisslösungen –
eine große Herausforderung für unsere Sozialarbeiter, ähnlich dem, was auch
Eltern hierzulande in der Pubertät ihrer Kinder vielleicht erleben.
Belastend für einige der Kinder wird die Situation dann,
wenn die Krankheit eines Familienmitglieds so sehr den Alltag bestimmt, dass
Kinder häufig viel Verantwortung übernehmen, was sich nicht selten in
nachlassenden Schulleistungen niederschlägt. Dennoch – diese Kinder haben
immerhin einen Bezug zu ihren Wurzeln.
Kinder und Jugendliche, die in Wohngemeinschaften leben
dagegen haben das nicht. Noch lebende Verwandte konnten entweder nicht gefunden
werden oder wenn man wusste, wo sie leben, sahen sie sich außerstande das Kind
bei sich aufzunehmen. Diese Gruppe unserer Kinder wird von unserem
Sozialarbeiter bei den Schritten in die Selbständigkeit und Eigenverantwortung
begleitet, 14tägig kommen sie zu einem Meeting ins Center, die Teilnahme ist
Plicht. Den Betrag für Miete und für den Lebensunterhalt bekommen sie ausbezahlt, eine neue, große
Herausforderung, sie müssen das Haushalten lernen.
Im Großen und Ganzen konnte ich sehen, … das Konzept,
lernen auf eigenen Füßen zu stehen, bewährt sich. Für die Arbeit des Personals
„draussen“ sind die Anforderungen jedoch intensiv und äußerst hoch.
Und das Leben der 39 Kinder im Alter von 2/3 bis 15 Jahre
im Center?
Unmittelbar vor unserer Ankunft waren 6 Kinder, jünger
als 3 Jahre alt, von Pflegeeltern abgeholt worden. Sie lebten seit einem Jahr
in unserem Center. Hausmütter und auch die älteren Kinder hatten eine
liebevolle Beziehung zu ihnen, entsprechend groß war die Trauer. Hintergrund
ist der Beschluss der Regierung, Kinder in Familien aufwachsen zu lassen;
Adoptionen ins Ausland werden grundsätzlich nicht mehr genehmigt. Für Kinder,
die älter als 3 Jahre alt sind, finden sich jedoch in der Regel keine
Pflegefamilien mehr, sie leben weiterhin in unserem Center.
Von 7.30 bis 15.30 Uhr gehen alle Kinder entweder in den
Kindergarten oder in die Schule. Schon Kindergartenkinder lernen Englisch und
bekommen eine Beurteilung zu Verhalten und Leistung. Ab 16.00 Uhr wird es
lebendig, es wird gespielt, getobt, einige waschen ihre Kleider, wieder andere
haben Nachhilfeunterricht. Durch die perfekt funktionierende Solaranlage sind
unsere Gebäude nicht vom regelmäßigen Abschalten des Stromnetzes betroffen,
sodass unsere Kinder durchgehend Hausaufgaben machen können.
Die schulischen Leistungen scheinen sich im letzten
Halbjahr verschlechter zu haben, einen Grund sehen wir u.a. darin, dass der für
schulische Angelegenheiten zuständige Sozialarbeiter gekündigt hat. Die
Mitarbeiter unternehmen nun große Anstrengungen, um zum Abschluss des
Schuljahres im Juni bessere Ergebnisse
zu erzielen, sie intensivieren den Kontakt mit den Lehrern und richten
individuelle Fördergruppen ein.
Und wir mussten ein besonders bedrückendes und trauriges
Ereignis miterleben. Ein Stadtteil überwiegend mit Hütten bebaut, wurde durch
einen Brand vollkommen zerstört. In eins dieser Unterkünfte lebte eins unserer
Kinder mit seinen Geschwistern, sie konnten sich lebend retten, hatten aber nur
noch das, was sie am Leibe trugen. Unser Freiburger Verein hat sofort einen
Betrag zur Verfügung gestellt, um für das Notwendigste zu sorgen. Besonders
berührt hat uns die Hilfsbereitschaft und Solidarität unserer Kinder, für uns
der Ausdruck einer menschlichen Selbstverständlichkeit in unserem Center.
Dagegen war der Kauf von Schuhen für jedes unserer Kinder
ein sehr schönes Erlebnis, möglich geworden durch großzügige Spenden. Alle
Kinder durften Schuhe aussuchen und auf dem Markt anprobieren (wir kaufen vor
Ort, um auch die heimische Wirtschaft zu fördern). Gute Kleidung ist grade für
unsere Kinder wichtig, da, wie man uns sagte, sie durchaus als Waisenhauskinder
erkannt und auch ausgelacht werden.
So recht kann ich es nicht erklären, aber diesmal hat mir
die Bedürftigkeit von Kindern und Menschen – auch außerhalb unseres Centers -
zu schaffen gemacht. Es ist zwar nicht schwierig zu verstehen, dass es im
übertragenen Sinn einen grundsätzlichen Hunger nach „Sättigung und nach noch
mehr bekommen“ gibt, der sich vielleicht auch in dem einen oder anderen Brief an
Paten äußert.
Geholfen hat mir aber dann der Gedanke meines Kollegen …
unsere Kinder/Verwandte „müssen“ aus ihrer Situation heraus fragen, ob wir ihnen etwas oder mehr geben
können, und es ist an uns, überlegt mit
„ja“ oder „nein“ zu antworten, und wir können und sollten nicht jeden Wunsch
erfüllen. Aus dieser Haltung heraus konnte ich zumindest älteren Kindern
bewusst machen, dass Paten und Spender uns Geld geben, das wir dann für ihren
Lebensunterhalt überweisen, dass die Mitarbeiter davon bezahlt werden und die
Finanzierung ihrer Schulausbildung ermöglicht wird.
Wieder in Deutschland bleibt die gute Erfahrung und
Gewissheit … wir arbeiten in einem äthiopischen Waisenkinderprojekt, das
lebendig ist und sich unter den Bedingungen des Landes so entwickelt, dass die Kinder zuversichtlich und mit Hoffnung in
ihre Zukunft schauen können. Aber Sie wissen selbst, würden wir nicht Ihre
zuverlässige Unterstützung bekommen, wäre damit auch unsere Arbeit, die wir als
äußerst notwendig und sinnvoll erachten und die wir gern machen, zu Ende.
Dafür unser ganz herzliches Dankeschön. Die Mitarbeiter und auch mehrere Kinder haben
uns ausdrücklich gebeten, Ihnen ihr herzliches Danke zu sagen.
Mit meinem Kollegen Hendrijk Guzzoni wünsche ich, dass es
Ihnen gut geht und grüße Sie herzlich
Freiburg, den 07.03.2015
M. Vogelsang