Reisebericht von Maria Vogelsang (Januar 2014)

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Liebe Mitglieder, liebe Paten/innen, liebe Förderer und Interessierte,

Ich berichte von meinem Aufenthalt in unserem Kinderprojekt in Hawassa/Äthiopien.

Mein erster Eindruck … ein umtriebiges Schaffen von Mitarbeitern und Kindern, Weihnachten, in Europa schon fast vergessen, in Äthiopien stand es am 7. Januar bevor. Kinder hatten vier ältere Jungen gewählt, die die Zusammenarbeit für ein schönes, weihnachtlich ausschauendes Center übernommen hatten, und sie waren erfolgreich.

Für mich war es ein schöner Moment, als ich jedem der 91 Kinder und Jugendlichen ein T-Shirt mit dem Aufdruck « Childrens Center Hawassa » von unserem Freiburger Förderverein überreichen konnte, ein farbenfrohes Bild in grün, gelb, rot, den äthiopischen Nationalfarben. Und noch etwas Besonderes zu Weihnachten, es gab Fleisch zum Nationalgericht Ingera und Karamellas (Bonbons) zum Nachtisch.
Der Tag nach Weihnachten war schulfrei, es folgte Mohameds Geburtstag am 12. Januar, ebenfalls ein Feiertag – für mich eine gute Gelegenheit, unsere Kinder/Jugendlichen, die bei Verwandten (Großeltern, Onkel, Tanten, älteren Geschwistern) und die, die in einer Wohngemeinschaft in Hawassa leben, gemeinsam mit unserer zuständigen Sozialarbeiterin zu besuchen.
Uns interessierte, ob es den KIndern/Jugendlichen gut geht, welchen Eindruck wir vom Zusammenleben haben, ob sie gut versorgt sind und ob es Fragen, Themen gibt, die zu klären sind und für die Lösungen gefunden werden müssen. Mich interessierte auch, wie die Kinder ihre schulischen Leistungen selber einschätzen und ob sie Perspektiven für eine Berufsausbildung oder ein Studium haben. Auffallend häufig hörte ich den Berufswunsch Ingenieur, auch von Mädchen. Ich vermute, eins unserer ältesten Kinder hat im vergangenen Jahr das Studium als Bauingenieur abgeschlossen und wird nun zum Vorbild. Er wohnt und arbeitet in Hawassa und war Weihnachten selbstverständlich « zu Hause » im Center.

Ein Kind in einer Familie war an Malaria erkrankt, von unserer Krankenschwester – auch mit Medikamenten – professionell versorgt. Die Laborkontrollen werden im hiesigen Hospital durchgeführt ; die anderen Kinder waren gesund – wie auch die im Center, ausgenommen die beiden HIVpositiven KInder, aber auch ihr Zustand ist derzeit stabil.
Schwierigkeiten – wenn man sie überhaupt so nennen kann – gab es mit Jugendlichen in der Pubertät, die sich lieber mit Freunden treffen, Fußball spielen als Hausarbeiten zu machen und im Haushalt mitzuhelfen, so wie es auch hierzulande vorkommt.
Unser Konzept sieht als Schritt zum eigenverantwortlichen, selbständigen Leben vor, Kinder ab 15/16 Jahre in gemieteten Zimmern in der Stadt unterzubringen, sofern weder Verwandte noch andere äthiopischen Familien ein Kind/Jugendlichen bei sich aufnehmen. Sie werden von unserer Sozialarbeiterin regelmäßigt besucht, kontrolliert und beraten. Sie sind verpflichtet, 14tägig den Samstag im Center zu verbringen. Sehr begehrt ist dann das Lernen am Computer (die Geräte werden wochentags von den Kursteilnehmerinnen aus der Stadt belegt).
Die Zimmer der Jugendlichen sind räumlich sehr bescheiden, man kocht draußen, Lebensverhältnisse eben, so wie ein Großteil der äthiopischen Bevölkerung lebt. Aber sie machen einen zufriedenen Eindruck und klagen nicht.
Der Alltag im Center ist bestimmt durch den ganztägigen Kindergarten- und Schulbesuch. Gegen Abend finden Tutorials statt, die von Honorarkräften durchgeführt werden. Am Wochenende ist Großreinemachen, Wäschewaschen angesagt, Hausmütter und Kinder kümmern sich gemeinsam ums Essen, gleichsam auch um zu lernen, wie man sich später selber versorgen kann.
Die letzten 3 Januarwochen werden arbeitsintensiv, in der Schule stehen Halbjahresexamen an; die Ergebnisse werden wir Ende Februar erfahren. Kinder, deren Versetzung zum Schuljahresende gefährdet sein sollte, nehmen an einem Förderunterricht in der Schule teil.

Vertreter des äthiopischen Bundeslandes SNNP (Southern Nations, Nationalities and People), zu der die Stadt Hawassa gehört, haben während 2 Wochen unser Center geprüft. Von 1000 möglichen Punkten wurden 771 erreicht. Der Grund der nicht erreichten höchsten Punkzahl wurde mit der mangelnden Qualifikation von drei neu eingestellten Hausmüttern begründet, sie hatten noch nicht an der für diese Zielgruppe konzipierten Weiterbildung teilgenommen. Selbstverständlich sind sie zum nächst beginnenden Kurs angemeldet. Auch bei den Sozialarbeitern gab es einen Wechsel, eine weitere Verunsicherung im Personalbereich. Uns war wichtig, Frauen einzustellen, und wir konnten zwei Berufsanfängerinnen gewinnen. Es ist übrigens schwierig, Sozialarbeiter mit Berufserfahrung in der Provinz zu engagieren, in der Regel möchten sie in der Hauptstadt arbeiten.

Eine erfreuliche Nachricht erreichte das Center in den letzten Wochen … unser Vocational Trainingscenter, in dem zur Zeit 140 junge Männer und Frauen in einem Handwerk ausgebildet werden (Holz, Metall, Elektrik),  hat den Status « College » verliehen bekommen, was einer Graduierung entspricht. Mein Kollege Hendrijk Guzzoni wird Anfang März zum Abschluß der Ausbildung bei der Überreichung der Urkunden anwesend sein. Ich war übrigens erstaunt zu hören, dass 80% der diesjährigen Auszubildenden Frauen sind.

Ich möchte mich mit dem Gefühl und der Gewißheit verabschieden, dass in unserem Kinderprojekt und im Vocational Trainings College eine Arbeit geleistet wird, die den Kindern und Jugendlichen hoffnungsvolle Perspektiven für ein selbständiges, eigenverantwortliches und würdevolles Leben in der Zukunft ermöglicht. Dabei unterstützen Sie uns finanziell und vielfach auch durch Ihr grosses Interesse an dem Projekt.
Herr Girma hat mich gebeten, Ihnen im Namen des Hawassa-Teams ganz herzliche Grüße zu sagen, verbunden mit einem herzlichen Dankeschön und mit den besten Wünsche für das Jahr 2014.
Im Namen meiner Kollegen/innen vom Vorstand wünsche ich Ihnen eine gute Zeit und auch wir danke Ihnen ganz herzlich. Ohne Ihre Unterstützung könnten wir diese sinnvolle und zufriedenstellende Arbeit, die Menschen Hoffnung gibt,  nicht machen.

Mit herzlichen Grüßen

M. Vogelsang
zuständig für Patenschaften