Reisebericht von Maria Vogelsang (Januar/Februar 2013)



Liebe Mitglieder, liebe Paten/Innen,
liebe Förderer unseres Kinderprojekts,

ich berichte von meinem Aufenthalt in unserem Kinderprojekt in Hawassa im
Januar/ Februar 2013.
Es waren Wochen, in denen ich das pralle Leben der Kinder und Jugendlichen miterleben konnte. Die Kleinsten waren im hauseigenen Kindergarten, in der Schule standen eine Woche lang Halbjahresexamen auf dem Plan, entsprechend herrschte angespannte Betriebsamkeit bei Kindern und Betreuern. Inzwischen habe ich von den überwiegend guten bis sehr guten Ergebnissen erfahren.
In der darauf folgenden Woche waren Ferien. Für die älteren Kinder fanden Computerkurse und Freizeitaktivitäten statt, sehr beliebt, Fußballspielen. Ansonsten ging es zu wie im Bienenkorb. Anlaß war u.a.das Bedürfnis der Kinder, mir Post für ihre Paten mitzugeben.


Mit Sozialarbeitern, Hausmüttern und der Krankenschwester habe ich Themen der alltäglichen Arbeit diskutiert. Mich hat beeindruckt, wie genau sie über die Entwicklung jedes Kindes informiert sind, über soziales Verhalten, kreative Fähigkeiten, über Stärken und Schwächen (auch) in der Schule. Ein zentrales Thema war der Umgang mit Kindern/Jugendlichen in der Pubertät. Es wurde deutlich, dass die pädagogischen Anforderungen wachsen und dass das eine neue Herausforderung für die Mitarbeiter bedeutet. Und mir wurde bewußt, mit den älter gewordenen Kindern ist auch unser Projekt älter geworden, es besteht seit 14 Jahren. Nicht nur die Kinder, sondern auch das Projekt insgesamt hat eine ausgesprochen gute Entwicklung genommen. Etwas Sorge macht mir, dass das Personal kaum Zeit hat, um Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen individuell zu beraten, so z.B. bei Trauer über den Verlust der Eltern; das Nichtwissen, wann genau und wo sie geboren wurden, d.h. die eigenen Wurzeln nicht zu kennen ; Angst vor der Zukunft.

Seit der Aufnahme der 29 Kinder im Alter von zwei bis vier Jahre im vergangenen Jahr betreuen die Mitarbeiter 62 Kinder im Center. Weitere 16 Kinder leben bei Verwandten. Diese Familien werden von uns finanziert ; unser Sozialarbeiter besucht sie regelmäßig und schaut, ob es den Kindern gut geht. Ich habe mehrere Familien besucht, eine gute und wichtige Erfahrung. Die Verhälnisse sind zwar sehr einfach, für die Kinder ist es aber wichtiger, bei Verwandten leben zu können und so einen Bezug zu ihrer Herkunft zu haben. Die Tante eines Jungen bat mich, den Menschen in meiner Heimat ihr herzliches Danke zu sagen, sie war sehr gerührt und sagte, durch diese guten Menschen hätten sie zu essen und ihr Neffe könne in die Schule gehen.

5 Mädchen und 3 Jungen leben in der Nähe des Centers in Wohngemeinschaften. Betreut von unserem Sozialarbeiter lernen sie so, sich auf ihre eigenverantwortliche, selbständige Zukunft vorzubereiten.

Die Krankenschwester kümmert sich um die Gesundheit der Kinder, um die hygienischen Verhältnisse, sie ist zuständig für die Sexualaufklärung und ist regelmäßig mit zwei HIV- positiven Kindern im Kontakt mit der hiesigen Klinik. Insgesamt sind die Kinder in einem guten Gesundheitszustand. Sie hat sich im übrigen überzeugt, dass keins der Mädchen eine Genitalverstümmelung erfahren hat. (in Äthiopien übrigens seit 10 Jahren verboten) Die Beschneidung der Jungen ist obligatorisch, sie wird im Krankenhaus durchgeführt.

Noch ein Wort zu den Wünschen, die Kinder manchmal an ihre Paten richten. Insbesondere die Älteren bitten schon mal um ein elektronisches Gerät oder sonstige teurere Gegenstände. Zum einen denken wir, sie möchten auch an den Entwicklungen der heutigen Zeit teilnehmen (Handy, Fotoapparat ...) Aber meine Erfahrung ist, noch viel wichtiger für die Kinder ist ein Lebenszeichen von ihren Paten ... eine Postkarte, ein Brief, ein Foto.

Wir sind gern bereit, Post bei unseren nächsten Besuchen mitzunehmn, respektieren aber auch, dass Paten keinen persönlichen Kontakt möchten und sprechen mit den Kindern darüber. Im übrigen lernt unser Sozialarbeiter Deutsch und er würde gern deutsche Post ins Amharische übersetzen.

Wir haben im Vorstand das Thema « Wünsche der Kinder an Paten » diskutiert und haben folgende Position: Paten und alle, die unser Projekt unterstützen, tun das Wichtigste, was Waisenkinder brauchen ... sie haben zu essen, Betreuer, die Verantwortung für sie übernehmen, und sie können in die Schule gehen. Kostspielige Wünsche erfüllen Eltern auch hierzulande nicht wahllos ihren Kindern.

Ein außergewöhnliches Geschenk würden wir dann für angebracht halten, wenn ein Kind z.B. die Primärschule nach der 10. Klasse erfolgreich abgeschlossen oder eine Prüfung bestanden hat, etc.

Mir bleibt, Ihnen die herzlichen Grüße und ein ganz herzliches Dankeschön von unserem Geschäftsführer Ato Girma, von den Mitarbeitern und ganz besonders von den Kindern – ausdrücklich von den älteren geäußert– zu übermitteln.

Und selbstverständlich sind wir Mitglieder des Vorstandes sehr dankbar für Ihre Unterstützung, ohne sie könnten wir diese sinnvolle, erfreuliche und schöne Arbeit nicht machen.

Ich wünsche Ihnen ein gute Zeit und grüße Sie herzlich

Marie Vogelsang zuständig für Patenschaften